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Kirche

Bonndorf

Vorwort: Der Messner der Bonndorfer Kirche, Herr Heinz Schwenke, regte im Sommer 2008 an, einen Text zu schaffen, mit dem er den Kirchenbesuchern und seinen Kollegen im Dekanat diese Kirche ausführlich vorstellen könne. Aus bereits in Bonndorf vorhandenen Niederschriften aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts und aus dem Archiv des Bodenseekreises stellte Klaus-Reiner Latk mit eigenen Bildern diese Beschreibung zusammen. Die Beschreibung der Heiligen ist in Auszügen von Google und Wikipedia aus dem Internet entnommen. Das Copyright behält sich die Seelsorgegemeinschaft Sipplingen vor.

10. April 2010 

Der Kirchenpatron
Sankt Pelagius

Sankt Verena ist die zweite
Patronin der Bonndorfer Kirche 

Geschichte der Kirche zu Bonndorf

Die Geschichte Bonndorfs ist überwiegend auch die Kirchengeschichte dieser Gemeinde. Während die Freie Reichstadt Überlingen und die Dörfer Owingen, Bilafingen, Seelfingen Hödingen, Sipplingen und Sernatingen (seit 1826 Ludwigshafen) schon zur Zeit der alemannischen Landnahme um 450 nach Christus entstanden waren, ist Bonndorf erst um 600 gegründet worden. Aus dem üppigen Baumbestand entstand der Name Bonndorf.

Die Ortschaft Bonndorf erscheint in einer Urkunde am Dreikönigstag des Jahres 800. Die Pfarrkirche hatte Bonndorf vermutlich schon sehr früh. Damals hatte das Kloster St. Gallen hier Besitz. Patron Werner von Bonndorf erhob 1160 Protest gegen die Abtrennung der Kirche von Walpertsweiler und deren Eingliederung in das Kloster Salem. Der Protest wurde jedoch zweimal nacheinander im gleichen Jahr 1169 abgewiesen. In dieser Zeit könnte der romanische Kirchturm errichtet worden sein. Später werden das Domkapitel zu Konstanz und die Herren von Hohenfels als Besitzer der Pfarrei genannt. 1479 erwarb das Spital Überlingen den Besitz von Bonndorf, zusammen mit der Herrschaft Hohenfels. Wir erfahren daraus, dass damals in Bonndorf nicht freie Bauern lebten, sondern „Eigenleute", die einem Herrn Abgaben von Wachs und Getreide leisten mussten.

Bonndorfs erste Kirche wird die seit dem 12. Jahrhundert bezeugte ‚Eigenkirche' des Ortsadels gewesen sein. Der heutige Chorraum und der auffällig hohe Turm der Kirche stammen wohl noch von der durch die Herren von Hohenfels im 14. Jahrhundert errichteten gotischen Kirche. Das Schiff entstand 1835 - 1840 neu. Die ursprüngliche Ausstattung ist nach 1950 entfernt worden, nur eine Kreuzigungsgruppe des 17. Jahrhundert und eine schön bewegte Taufgruppe mit schwebendem Gottvater (18. Jahrhundert) blieben im Raum.

Die Innenansicht um 1953. Links eine Kanzel. Auf den Seitenaltären stehen die Gottesmutter und St. Christophorus.

Pelagius ist der Patron des Konstanzer Bistums und der Bonndorfer Kirche. Im Anhang finden Sie eine Beschreibung des Heiligen Pelagius. Der Konstanzer Bischof Salomo III. (890 – 919) hat den Leichnam dieses Märtyrers nach Konstanz überführen lassen, wo er bald als Bistumspatron verehrt wurde. Zur Zeit des Konstanzer Bischof Hermann von Arbon (1138 – 1160) war Bonndorf bereits eine selbständige Pfarrei. Anlässlich einer Verhandlung vor dem Konstanzer Bischof im Jahre 1169 wurde der erste uns namentlich bekannte Pfarrer Hartmut genannt. Hundert Jahre später, 1269, als der bis heute erhaltene Kirchturm vollendet wurde, war Bonndorf samt der Pfarrei im Besitz des Konstanzer Domkapitels. Aus dieser Zeit ist überliefert, dass Bonndorf neben vielen anderen Pfarrpfründen die vom Papst erhobene Kreuzzugssteuer zahlte.  

Das Patronatsrecht, beziehungsweise die Besetzung der Pfarrei Bonndorf mit einem Pfarrer, lag in der Folge in den Händen der jeweiligen Ortsherren, der Herren von Hohenfels. Patronatsrecht wie Ortsherrschaft waren Lehen vom Reich. Aus Hohenfelser Besitz erwarb das Spital Überlingen vor nunmehr fast 600 Jahren verschiedene Güter und Rechte. Die Herrschaft über Bonndorf hat das Spital erst 1479 erlangt, als es von Berengar von Landenberg Hohenfels mit der Feste, den Bauhof ob der Halden und die Dörfer Nesselwangen und Bonndorf kaufte. Mit dem Erwerb der Herrschaft war auch die Patronatsherrschaft über die Kirche, das Pfarrhaus und die Pfarrgüter in die Hände von der Stadt und des Spitals zu Heiligen Geist Überlingen gekommen.

Tür zum Turm, dem ältesten Teil der Kirche.
Die Personen der Glasfenster sind: St. Theresia, St. Cäcilia, St. Bartholomäus, St. Philippus, St. Joseph, St. Pelagius

Später wurden die Einnahmen der Bruderschaft zum Kirchenfond hinzu geschlagen für die baulichen Maßnahmen an der Kirche. Neben dem Sebastiansfest wurde Kirchweih gefeiert. Prozessionen wurden für die Hagelfeier und in der Kreuzwoche ausgeführt, zunächst nach Altbirnau. Nach Verlegung der dortigen Wallfahrtskirche an den heutigen Ort führten die Bonndorfer Prozessionen nach Hödingen. Nach dem 1. Weltkrieg endeten die Prozessionen.

Der gotische Chor der Bonndorfer Kirche entstand im 14. Jahrhundert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Bonndorf wiederholt von feindlichen Truppen geplündert, denn Bonndorf lag an der Hauptstraße zwischen Überlingen und Stockach. Dadurch erlitten auch Kirche und Pfarrhaus schwere Schäden. Bonndorf war einige Zeit ohne Pfarrer. Nach der Wiederbesetzung begann 1667 der Umbau der Kirche durch den aus dem Lechtal stammenden Maurer Mathias Herbst.

1691 erhielten Kirche und Turm neue Dächer. 1674 entstand die erste der Glocken für die Kirche in Bonndorf bei dem Glockengießer Theodosius Ernst in Lindau. Drei weitere Glocken wurden in Heidelberg gegossen und von Herrn Joseph Geng nach Bonndorf gebracht. Die große Glocke, auch die Totenglocke genannt, spendete Frau Josephine Stengele. Die kleine Glocke spendeten die Einwohner von Bonndorf und die mittlere Glocke wurde von der Pfarrgemeinde finanziert.

Der Maler Jakob Mayer, der auch das Belagerungsbild von Überlingen gemalt hatte, schuf Bilder für den Bonndorfer Liebfrauenaltar, die aber im 19. Jahrhundert entfernt worden sind. Weiter malte Jakob Mayer den Heiligen Dominikus und die Heilige Katharina von Siena. 1691 wurde die Kirche neu gedeckt. In diesem Jahr wird auch der erste Schulmeister in Bonndorf erwähnt, der unter Aufsicht des Pfarrers den Schulbetrieb unterhielt.
Von einer nächsten Bauphase zeugen am Kirchenportal die Jahreszahl 1767, die Initialen der Heiligen Pelagius und Verena, sowie das Kreuz des Spitals zu Überlingen. Aus dieser Zeit stammen auch die Statuen der Heiligen Maria und des Heiligen Johannes des Täufers im Chor der Kirche, neben dem Kruzifix.

Um 1850 wurde die Sankt Johannis Kirche von Walpertsweiler in die Pfarre Bonndorf eingefügt. Die dortige vermutlich schon vor 1160 erbaute Kirche, damals zum Kloster Salem gehörig, wurde von den Schwestern Stagun verwaltet, die auch den Pfarrer einsetzten. Der Priester Heinrich Sur übertrug durch besondere Ermächtigung die Sankt Johannis Kirche, samt dem Pfarrhof und dem Zehnten an das Spital zu Überlingen.

Von dort versah zunächst ein Kaplan die Seelsorge, dann der Frühmesner aus Sipplingen, bis schließlich der Pfarrer von Bonndorf dieses Amt übernahm. In Walpertsweiler läutete von 1676 bis 1876 eine Glocke, die der Konstanzer Leonhard Rosenlecher gegossen hatte. Als die Kirche in Walpertsweiler baufällig wurde, kam die Glocke in Bonndorfer Verwahrung. Von Bonndorf wurde diese Glocke für den Zweiten Weltkrieg weggeholt. Die ebenfalls von Leonhard Rosenlecher gegossene Bonndorfer Glocke trägt neben der Jahreszahl die Aufschrift: „Durch Feier und Hiz bin ich geflossen – Leonhard Rosenlecher hat mich zu der Ehr Gottes gegossen in Konstanz 1757".

In einer Baurechnung wird 1874 erwähnt, dass die Schule in Bonndorf eine „katholische Volksschule" sei. Diese Schule war von 1821 bis 1856 gebaut worden. Die Pfarrei Stockach hat die Unterhaltung der Schule von 1826 bis 1833 unterstützt. Elektrifiziert wurden Kirche und Pfarrhaus 1891. Als Konstantin Wetzel 1902 mit der Erhebung der Kirchensteuer beauftragt wurde, sind erstmalig Kirchenaustritte in Bonndorf notiert worden. 1930 wurde die Kirche zu Bonndorf renoviert. 1956 sind die von Wilhelm Geyer entworfenen Glasfenster eingebaut worden.

1976 wurde über dem Sakristeieingang eine Glocke angebracht. Im gleichen Jahr verlor die Gemeinde Bonndorf durch eine große Kreisreform ihre Eigenständigkeit und wurde Ortsteil von Überlingen. Seit dem ist die Stadt Überlingen unterhaltspflichtig für den Kirchturm in Bonndorf. Im Jahre 1977 wurde, im Zuge der Außen- und Innenrenovierung durch die zuständige Kirchenbehörde in Freiburg, auch der Kirchturm durch die Stadt Überlingen renoviert.

Ausführende Firma war Martin Sebastiani, Überlingen. Auch die im Jahre 1908 mit der Turmuhr installierten drei Zifferblätter wurden erneuert. Auf Wunsch der Kirchengemeinde Bonndorf und des Ortsvorstehers, Herrn Wilhelm Steinmann, wurde das noch fehlende vierte Zifferblatt an der Ostseite des Turmes neu installiert.

Die Gesamtkosten der Zifferblätter betrugen 8.222.00 Deutsche Mark. Außerdem wurde für 8.000,00 DM ein vollautomatisches Turmuhrwerk eingebaut, von der Firma Gebrüder Schneider, Schonach im Schwarzwald. Die Wetterfahne und die Kugel auf dem Turm wurden durch Herrn Hermann Schweizer von der Firma Alfons Buser, Überlingen, erneuert. Die Kugel und die Verwahrung sind aus Kupfer, die Wetterfahne aus Aluminium.

Die Stadt Überlingen und die Staatliche Denkmalpflege mussten für die Gesamtrenovierung des Turmes etwa 70.000,-, DM aufbringen. Initiatoren und treibende Kräfte für die Erhaltung und Instandsetzung der Kirche und des Kirchturmes waren damals Herr Pfarrer Karl Kutz, der frühere Bürgermeister und Ortsvorsteher Wilhelm Steinmann, sowie Stadtbaumeister Wolfgang Woerner.

Die vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammenden Bildtafeln der Seitenaltäre wurden 1955 aufgestellt, als Ersatz für die Auslagerung des Hochaltars in das Erzbischöfliche Museum in Freiburg. 

Heiliger Pelagius

Der heilige Pelagius ist Stadtpatron von Konstanz und war Bistumspatron des ehemaligen Bistums Konstanz. Der Heilige wurde ab dem 5. oder 6. Jahrhundert in Istrien und ab dem 9. Jahrhundert im Bodenseeraum als Märtyrer verehrt. Pelagius hatte der Legende nach wohlhabende Eltern und erlitt noch im jugendlichen Alter das Martyrium als verfolgter Christ. Dieses Ereignis soll sich unter dem römischen Kaiser Numerian zugetragen haben, weshalb spätere Historiker sein Todesjahr auf dessen Regierungszeit 283/284 festlegen wollten. Das Ereignis ist historisch nicht belegt. Als Ort seines Todes wird Aemona (Emona) in Krain/Pannonien angegeben, das früher mit Novigrad in Istrien gleichgesetzt wurde, heute aber mit dem heutigen Ljubljana (Slowenien) identifiziert wird. Spätere Legenden aus der Bodenseeregion machten Pelagius zu einem echten Lokalheiligen, indem sie den Ort des Martyriums nach Konstanz verlegten.

Die heutige Forschung datiert den Beginn der Pelagiusverehrung in Istrien spekulativ auf das 5. oder 6. Jahrhundert. Für das Kloster St. Gallen gibt es Belege für die Pelagiusverehrung im letzten Viertel des 9. Jahrhunderts. Im Kloster Reichenau wurde Pelagius vielleicht bereits um 850 verehrt. (aus der freien Enzyklopädie Wikipedia) Nach der Überlieferung Ekkehards IV. wurde eine Reliquie ersten Grades des Pelagius im Jahr 904 vom Konstanzer Bischof Salomo III. (Amtszeit 890–919) im Rahmen einer Pilgerreise aus Rom nach Konstanz überführt (Translatio).

Im 10. Jahrhundert wuchs die Pelagiusverehrung, da Pelagius große Wundertätigkeit zugeschrieben wurde. Die Pelagius - Reliquie und der Schrein gingen um 1530 im Bildersturm während der Reformationszeit verloren. Einige Teile der Reliquie mögen von den Mitgliedern des Domkapitels bei ihrer Flucht nach Überlingen 1527 mitgenommen worden sein; sie wurden gerettet und nach der Rekatholisierung der Stadt 1548 wieder zurückgebracht. Pelagius wird meist als Adeliger oder wohlhabender Bürger dargestellt. Seine ikonograpfischen Attribute sind ein Palmzweig für das Martyrium, ein Schwert und manchmal ein Buch.

Pelagius' Gedenktag ist der 28. August im Regionalkalender für das Erzbistum Freiburg. In Konstanz wird das Patroziniumsfest am 1. September begangen. Pelagius war Patron des 1821 aufgelösten Bistums Konstanz, der Stadt Konstanz und des Konstanzer Münsters. Vor allem im Gebiet des ehemaligen Bistums, also in Südwestdeutschland und der Nordschweiz, finden sich heute noch Kirchen, die unter seinem Patrozinium stehen. Inden meisten Klöstern und in vielen Pfarrkirchen des Bistums wurde häufig Pelagius verehrt.

Die Heilige Verena

Die Heilige Verena wurde als Kind angesehener Eltern geboren. Sie soll einem greisen Bischof zur Unterweisung im christlichen Glauben und zur Taufe übergeben worden sein. Vermutlich ist Verenaum 250 n. Chr. geboren worden und mindestens 94 Jahre alt geworden. Mit den Soldaten des Kaiser Diokletian soll Verena nach Unterägypten gelangt sein. Später floh sie aus dem Tross der Legion nach Mailand. Von dort zog sie nach Solothurn. Dort muss sie in einer Höhle der nach ihr benannten Schlucht gelebt und sich vom Verkauf ihrer Handarbeiten ernährt haben.

Ein Abt des Klosters Reichenau (888–913) beschrieb das Leben der Heiligen Verena. Besonders verehrt wurde die Heilige Verena im 5. Jahrhundert. Noch heute sind die Krypta des Verenamünsters von Zurzach und die Verenaschlucht Ziele von Pilgern. Verena ist die Schutzpatronin der Fischer, der Haushälterinnen, der Krankenpflegerinnen, der Müller und der Schiffer. Seit 2003 ist sie Co- Patronin des Bistums Basel. Ebenso ist sie Patronin vieler Kirchen und Kapellen. Der 1. September ist der Gedenktag der Heiligen Verena. 

Deckengemälde im Chorraum